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Eine kleine Geschichte: Das Leben

Auf der Wiese in der Sonne liegen. Sich runterkugeln, zusammenkugeln, glücklichkugeln. Lachen, küssen, albern, sich necken, Kind sein und doch die Freiheit des Erwachsenseins genießen.

Das Naturkonzert wird von man-made-Klängen gestört. Vögel: „Tschi-tschuu-tschi-tschtuu, tschi-tschuu-tschi-tschtuu“, die Hummel brummt und der Wind rauscht in den nackten Kronen.

Das Leben ist schön. Wie reich sind wir beschenkt. Und wie verrückt ist es doch, auf der Welt so zu leben wie wir es tun? Mit all der Technik, der Hoffnung, der Natur mit ihren Einschränkungen für unsere Bequemlichkeit zu entkommen.

Welchen Preis zahlen wir für welches Leben?
Welche Lebensart – Werte und Ziele – leiten uns?

Und was ist am Ende das wichtigste für uns? Pflegen wir die Beziehungen, die uns nähren auch unter dem Jahr und den Jahren, in denen wir meinen auf unseren Wegen zu sein?

man-made – wir bedrohen uns selbst.
Nutzen, vergiften, verbrauchen, verändern unsere natürliche Mutter, die uns im Leben hält. Und kommen erst dann ein wenig zur Besinnung, wenn uns die Angst vor dem Tod das Herz schwer macht und wir uns plötzlich trotz allem Reichtums nach Liebe, Geborgenheit und Annahme sehnen.

Haben wir dieses gute Ende verdient? Was sagt die Biene dazu, die an gentechnisch veränderten Blüten verhungert oder stirbt, die verendenden Igel und Füchse am Straßenrand, die vielen Tiere ohne Heimstätte, die keine Waffengewalt für sich einsetzen können?

Warum sollte die geschundene Erde uns Menschen Rekonvaleszenz gewähren, wenn doch nur unser Egoismus am Ende uns schrumpfen und sehnsüchtig werden lässt, nach dem, was gemeinhin das schwache Geschlecht genannt wird. Und aktuell wieder mit aller Macht entmachtet werden soll.

Das Leben mit oder ohne Macht, mit oder ohne Land, Heim, Existenz. Wie laut wäre das Geschrei auf der Welt, wenn alle – alle Lebewesen – die dort leiden – sich Gehör verschafften? Wie würde die Erde beben.

Das schöne Leben – das sind Abendstunden in Rottönen, Sternstunden bei klarer Sicht. Regenbögen. Sonnenerwärmte Haut und zartlindgrüne Teppiche des Glücks.

Alle Tage schaue ich, ob sich schon etwas bewegt. Da ist schon eine Minispitze zu sehen. Langsam schiebt sich Tag für Tag die Erde auseinander und ein Köpfchen schaut heraus. Wie zart, dünnhäutig und gut duftend sich das Pflänzchen in die Höhe streckt. Alsbald wachsen Kollegenblätter und das Stämmchen übt die Blätterpracht zu tragen. Wir reden zusammen und genießen die Zweisamkeit – die Pflanze und ich. Wie das Leben verlaufen wird? Wird es Früchte bringen und anderen dienlich sein? Auch die Pflanze schaut an sich herab. „Noch bist du ganz zart und wackelig auf den Beinen“, tröste ich sie. „Doch du wirst sehen – von Tag zu Tag wirst du schöner und größer, wirst leuchten und duften. Und eines Tages deine Früchte schenken, als dein Zeichen der Liebe an dein Leben.“

Autorin: Barbara Gronauer

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